Markus in China
Donnerstag, 24. Mai 2007
2007-05-04 Shaolin-Tempel 少林寺


… nachdem Frau Zhang noch sichergestellt hatte, dass wir auch gut zu unserem Zug kommen ;o))) ging es endlich Richtung Shaolin-Kloster, ja das berühmte Shaolin-Kloster, von dem sicher jeder schon mal was gehört hat. Viele Sagen und Legenden ranken um diesen heiligen Ort. Ich war auch schon echt gespannt, was mich da erwarten würde. Nachdem wir etwa morgens um 3.45 Uhr in Zhengzhou (unserer Zwischenstation) angekommen waren, staunten wir nicht schlecht als wir den Bahnhofsvorplatz betraten. Mannomann, sooooooooooooooooo viele Menschen tummelten sich da. Einige saßen einfach nur da, andere unterhielten sich, wieder andere lagen einfach auf dem Boden und schliefen, wahrscheinlich weil sie lange auf ihren Anschlusszug warten mussten. Wir kauften uns die Bustickets, die uns nach Dengfeng bringen sollten. Um 6.00 Uhr gings los. Wir waren einigermaßen müde und umso glücklicher waren wir, dass sie im Bus einen Film mit voller Lautstärke laufen ließen … in China macht man halt alles zusammen … jeder soll am gemeinsamen Glück teilhaben dürfen … also wird jeder integriert, ob er will oder nicht :o))))



Als wir nach ca. 1 ½ Stunden Fahrt in Dengfeng ankamen, mussten wir uns erstmal eine Weiterfahrt organisieren. Wir wurden quasi rausgesetzt, weil alle Passagiere quasi „freiwillig“ in irgendeine touristische Attraktion (nicht der Shaolin-Tempel!) „gegangen“ wurden. Man konnte ein Ticket für die Attraktion kaufen, viel Geld da lassen und wäre möglicherweise eine Stunde später mit dem Bus weiter zum Shaolin-Tempel gefahren. Aber davon haben wir eh nix mehr mitbekommen, da wir keine Lust hatten, eine Stunde zu warten und Kaffeefahrt zu spielen. Wir nahmen uns ein Taxi und kamen 25 Minuten später am Eingangstor zur Shaolin Scenic Area an.



Richtig, die chinesischen Tourismusmanager haben mittlerweile aus einem einzigen Tempel eine ganze Scenic Area, also quasi so was wie einen Vergnügungspark gemacht. Warum? Weil man am Eingangstor einer "Scenic Area" natürlich mehr Geld verlangen kann, als für den Shaolin-Tempel allein. Also baute man eine großen Zaun um das ganze Gebiet und nannte es „Shaolin Scenic Area“. Wir bezahlten brav unsere 100 RMB (= 10 EUR) und waren im Park. Und im Nachhinein, muss ich sagen, hat es sich wirklich gelohnt! Es war definitiv kein zum Fenster hinausgeschmissenes Geld. Man bekam eine Menge geboten, d.h. fast alle Leistungen waren bereits enthalten. Wir liefen vorbei an einigen Kungfu-Schulen und suchten uns zunächst unsere Unterkunft, die wir auch recht schnell fanden. Wir wohnten in einer kleinen Bauernunterkunft, die nur 10 Minuten zu Fuß vom Shaolin-Tempel entfernt war! Sie war zwar recht einfach, war aber für eine Nacht vollkommen ausreichend.



Und schon machten wir uns auf den Weg. Wir fuhren mit dem Shuttle bis zur Talstation der Seilbahn, die uns hinauf zum Songshan 嵩山 (1440 m) brachte. Die Landschaft war atemberaubend. Wir fuhren durch ein gigantisches Tal den Berg hinauf. Alles war grün. Ein sattes kräftiges Grün. Oben angekommen, wanderten wir ca. 3 Stunden an der Felswand entlang. Hinter jeder Ecke gab es wieder etwas Neues zu entdecken. Wir beendeten unsere Wanderung an einer Hängebrücke, nicht weil Jutta Angst hatte, über die Brücke zu gehen ;o) sondern weil die Zeit sonst zu knapp geworden wäre, noch die letzte Seilbahn an diesem Tag zu bekommen. Unten wieder angekommen besuchten wir noch den Pagoda Forest (ein Wald voller steinerner Pagoden).



Da wir am Tage schon gesehen hatten, wie voll es in und um den Shaolin-Tempel herum war, nahmen wir uns vor, am nächsten Morgen ganz früh hineinzugehen. Gesagt, getan! Trotz der „Goldenen Woche“ hatten wir den Tempel von 7.30 Uhr bis 9.00 Uhr fast für uns allein. Als wir wieder gingen kamen die ganzen Touristenmassen an … yes … Strike! Zum Tempel ist eigentlich nicht viel zu sagen. Er hat mir sehr gut gefallen, unterscheidet sich allerdings kaum von vielen anderen. (Da spricht der Laie … lasst das nur keinen Sinologen hören! … upps … ;o) Trotzdem ist ein Besuch sehr empfehlenswert!



Danach ging es mit einem recht seltsamen Vehikel ein Stück bergauf Richtung Damo Cave. Oberhalb dieser Höhle befand sich auf dem Bergkamm eine riesige weiße Buddha-Statue, die wir auch schon von unserem Dorf aus sehen konnten. Wir erklommen den Berg in nur etwa 45 Minuten und hatten einen wunderbaren Überblick über die gesamte Region.



Nach einem relativ lockeren Abstieg und einer Hotelbesichtigung haben wir uns im Wushu Training Center (nicht weit vom Eingang) noch eine Kungfu-Show angesehen. Die Zuschauer wurden auch in die Show integriert. Die mussten die Tiere nachahmen, die ihnen die Kungfu-Meister auf der Bühne vorgaben und bekamen hinterher gratis ein Foto von sich selbst in einer tollen Tierpose. Wie gut, dass ich weiter hinten stand und eh voll behangen war!



Tja, damit endete auch schon unser zweitägiger Aufenthalt in der Shaolin Scenic Area. Doch unsere Reise war ja noch nicht zu Ende. Es warteten ja noch das Museum der antiken Gräber und die Longmen-Grotten in Luoyang auf uns. Dazu im kommenden Bericht mehr!

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2007-05-02 Wudangshan 武当山


Endlich gibt’s wieder mal einen Bericht. Nach so langer Zeit! Hatte in den letzten Wochen viel zu tun. Wir waren viel unterwegs und haben uns mit einigen Leuten getroffen. Aber nun zur ersten Maiwoche.

In China gibt es zwei so genannte „Golden Weeks“. Die eine Woche beginnt am 1. Mai (Arbeitertag), die andere am 1. Oktober (Gründungstag der VR China im Jahre 1949). Jedes Mal haben die Chinesen die ganze Woche frei und wollen natürlich Urlaub machen. Dementsprechend überfüllt ist es in den verschiedenen Urlaubsgebieten. Wir (das sind Frau Zhang, Jutta und ich) hatten uns für Wudangshan in Zentralchina (Provinz Hubei) entschieden. Und das war auch gut so, denn diese Region ist etwas ganz Besonderes. (Oh mein Gott, jetzt hör’ ich mich schon wie ein Tourismus-Vermarkter an ;o)



Wudangshan ist nämlich die Region, in der der Taoismus, eine der bedeutendsten chinesischen Philosophien bzw. Religionen, seinen Ursprung hat. Dort soll - der Legende nach - Laozi 老子 (auch Laotse) sein Tao Te King (sein philosophisches Werk) zwischen dem 6. und 4. vorchristlichen Jahrhundert geschrieben haben. Seiner Philosophie nach sollte in einem Staat nach dem „wei wu wei“-Prinzip (为勿为) verfahren werden. „Wei wu wei“ bedeutet „Handeln durch Nicht-Handeln“ und soll meinen, dass der Herrscher sich aus den Angelegenheiten der Bevölkerung weitestgehend heraushalten sollte. Diese sollte ihren Alltag und die entstehenden Probleme selbst regeln. Weiterhin entstammt dieser Philosophie das Yinyang-Symbol, welches die helle und die dunkle, die gute und die schlechte, die starke und die schwache, die harte und die weiche, die schnelle und die langsame Seite (usw.) des Lebens repräsentieren soll. Ziel eines jeden Taoisten sollte es sein, den „mittleren Pfad“ (Pfad / Weg = „dao“ 道) zwischen den Extremen zu gehen und so ein ausgeglichenes Leben im Einklang mit der Natur zu führen. Soviel zur Philosophie.



In der gesamten Region gibt es 72 Gipfel, 72 Tempel und Schreine, 24 Schluchten sowie zahlreiche Höhlen, Brücken und Brunnen. Die Tempel sind wunderschön in die Landschaft eingegliedert, d.h. sie wurden nach dem Feng Shui – Prinzip, das auch aus dem Taoismus stammt, an die natürliche Umgebung angepasst. Man wandert dort auf Wegen durch die Berge, steigt Treppen hinauf, spaziert durch Waldstücke und trifft hier und dort auf einen Tempel. Dabei kommen einem ab und zu auch taoistische Mönche mit ihren typischen Zöpfen entgegen. Wenn man des Chinesischen bereits etwas mächtiger ist, als ich es noch bin, kann man sich mit ihnen unterhalten, sie um Rat fragen oder auch die Hand lesen lassen.



Am ersten Tag haben wir gleich nach unserer Ankunft die nähere Umgebung erkundet. Zu sehen gab es u.a. eine Kampfsportschule, die bereits erwähnten Tempel und eine wunderschöne Bergregion durchzogen von Tälern und Schluchten. Das Kung Fu, das in den Shaolin-Schulen noch heute gelehrt wird, hat hier übrigens seinen Ursprung. Nach einem Bier und ein paar Erdnüssen ging es dann für uns alle in Bett.



Am zweiten Tag haben wir uns früh erstmal ein paar Hotels angesehen und Fotos gemacht (wir wollen ja den touristischen Aspekt nicht aus den Augen verlieren ;o). Danach ging es auf eine mehrstündige Wanderung hinauf zum Tianzhu (1612 m), der von der „Goldenen Halle“ gekrönt wird. Touristen waren zahlreich vorhanden. Das spürten wir besonders, als wir oben angekommen waren und dicht an dicht wie in den Pekinger Bussen gequetscht standen. Da wundert es keinen, dass es auch mal zu einer Schlägerei zwischen den Wartenden kommt. Also ich bin ja dafür, verschiedene Ferientermine für die einzelnen Provinzen Chinas einzuführen! Ist noch jemand dafür??? Meine Idee wäre ’ne Unterschriftensammlung :o)))))


Zicken-Schlacht auf heiligem Berg

Nach einem etwas weniger mühsamen Abstieg (die vielen Treppen beim Aufstieg waren dermaßen anstrengend!) haben wir (Jutta und ich; Frau Zhang hatte noch Geschäftliches in der Provinz Jiangxi zu erledigen) am Abend den Zug nach Zhengzhou genommen. Von da aus sind wir dann mit dem Bus in den frühen Morgenstunden nach Dengfeng zum Shaolin-Kloster gefahren …



(für alle StudiVz’ler: Die Kleine auf dem Bild ist nicht meine Tochter! Sie heißt Zirong und wir haben sie und ihre Familie auf der Zugfahrt von Peking nach Wudangshan kennengelernt. Mann, die war ja so verrückt danach, mit den Laowais zu spielen und hat auch ganz schön genervt! Naja, sind halt Kinder ;o)

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...ja, das waere wirklich toll gewesen, denn dann haette...
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